Mein Name ist Lara Wilkin, ich bin 31 Jahre alt und arbeite als „Wissenschaftliche Mitarbeiterin“ am Fachbereich Informationstechnik.
Während meines Masterstudiums kam es 2015 in der Ausübung meiner Tätigkeit als „Wissenschaftliche Hilfskraft“ zu einem Arbeitsunfall, bei dem ich auf nasser Fläche ausrutschte und mir meinen Arm so verletzte, dass sich in Folge dessen ein Kompartmentsyndrom bildete.
Eine verspätete Spaltung und die restlichen Behandlung waren leider nicht ausreichend, und so hatte ich nach einem ersten Operations-Marathon eine vier-monatige offene Wundheilung.
Mein gesamter Unterarm blieb von der Ellenbeuge bis zum Handgelenk extrem schmerzempfindlich und großflächig vernarbt; die Muskeln verkümmerten und meine Hand schloss sich kontrakt zur Faust. Der Arm war ständig hypersensibel, kalt und blau.
Keine Form der Therapie oder Behandlung half. Nachdem ich von 2 verschiedenen Ärzten auf die Thematik der Amputation angesprochen wurde, fing ich an mich damit zu beschäftigen. Mein Arzt gab mir den Ratschlag mich bei dem spezialisierten Orthopädietechnikbetrieb in Hiltrup „Orthopädie-Technik Münsterland (OTM)“ von Maik Pollmeyer zu informieren und mir alle Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen zu lassen.
Maik antwortete sofort und ließ mich einen Termin mit seinem Fachbereichsleiter der Armprothetik – Andre Wohlatz – vereinbaren.
Schon bei unserem ersten Treffen fühlte ich mich menschlich und fachlich sehr gut aufgehoben und verstanden, und so kam es, dass ich seit 2018 bei den für mich allertollsten, herzlichsten und geschicktesten Orthopädietechnikern bin, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind. Zu dieser Zeit ging es dann mit einem neuen Krankenhaus-Marathon weiter.
Ich bin mit einem großartigen privaten Umfeld gesegnet um zu wissen, dass ich niemals allein war / bin gab mir auch in den schlimmsten Momenten den Halt im Leben. Meine Mutter begleitete mich ebenso, wie mein Orthopädietechniker Andre von Termin zu Termin.
Heute betitele ich ihn liebevoll als meinen »Coach«.
Andre begleitete mich nicht nur auf meinen schwersten Wegen von Klinik zu Klinik, sondern half mir auch in meinem enttäuschenden Ärzte-Marathon die Zuversicht zu behalten, für meine Zukunft zu kämpfen und jetzt meinen Ehrgeiz zielgerichtet mit meiner neuen Hand einzusetzen. Einige Ärzte sagten, dass sie sich mit dem komplexen Bild nicht an den Arm trauen, dass ich ein zu seltener und schwieriger Fall sei; andere wollten mich noch höher auf die damals ohnehin schon für mich zu hoch dosierten Betäubungsmittel einstellen und dann gab es noch diejenigen, die mich gleich am Oberarm amputiert hätten und meinten, dass eine prothetische Versorgung fraglich sei.
Mein Vertrauen in das deutsche Gesundheitssystem war dahin.
Durch die Empfehlung eines weiteren Klinik-Arztes wurde ich nach Wien an den Experten undFacharzt für plastische und rekonstruktive Chirurgie / den Leiter des Christian-Doppler-Labors für die Wiederherstellung von ExtremitätenfunktionenHerrn Professor Dr. Aszmann verwiesen. Dort wurde ich das erste Mal wirklich gründlich von einem großartigen interdisziplinären Expertenteam begutachtet und es wurde prognostiziert, dass ich noch ein gutes Stück des Unterarmes behalten können würde und dass ich eine Prothese werde tragen können. Nur leider war das nicht im Sinne der Deutschen Bürokratie. Es zog sich endlos und mein Arm verschlechterte sich zunehmend. Offene nekrotische Stellen sich bildeten sich, die Schmerzen waren auf einem Höchstpunkt! Ich konnte nicht mehr auf die Bürokratie warten und tat das für mich einzig Richtige, indem ich mich von dem Menschen operieren ließ, zu denen ich das erste Mal seit Jahren wieder bedingungsloses medizinisches Vertrauen aufbauen konnte.
Und Professor Dr. Aszmann behielt Recht! Im Oktober 2019 wurde ich amputiert und schon im Januar darauf konnte ich die erste myoelektrische Prothesenhand alsTestversorgung tragen. Ich verdanke ihm und seinem Team mein zweites Leben! Es war der absolut richtige Weg und ich bin sehr glücklich, wenn ich auf meine Zukunft blicke!
Schon vor der Amputation konnte ich über Übungs-Elektrodenmyoelektrische Prothesenhände in Hiltrup und Wien für die Ansteuerung austesten. Neben Andre Wohlatz, waren auch Josefin Falke und Ursula Keuper mit für meine Allround-Versorgung (von der Beratung und Begleitung, der Prothetik über die technische Konfiguration, bis hin für die Kompressionsliner) mit an Bord. Natürlich ist das gesamte OTM-Team großartig, aber ihnen und Maik Pollmeyer möchte ich noch einmal ganz besonders von tiefstem Herzen danken. Meine erste Testversorgung war die „bebionic“, jetzt bin ich mit der Vincent Evolution V4 und einem Handgelenksdrehmotor versorgt – die für mich perfekte Hand mit einem idealen Zusammenspiel auf Feinmotorik und Griffstärke.
Ich bin nicht schmerzfrei, aber die Hypersensibilität wurde mir genommen und ich habe gelernt gut damit zu leben – es hilft meine Hand zu tragen.
Für mich war meine Prothese nie ein Fremdkörper, sie gehörte vom ersten Tag als mein neuer Arm / meine neue Hand zu mir und es wurde mein Ziel die Prothese so natürlich wie möglich in den Alltag zu integrieren.
Die Hand- / Augenkoordination trainiere ich mit Balancespielen und kleinteiligen Legotechnic Modellen mit mehreren tausend Einzelteilen.
Es ist von großem Vorteil im Alltag, dass meine Hand wasserbeständig ist und ich anhand der Vibration und des Sounds in etwa erkennen kann, welche Griffe ich blind ausführe.
Mit meiner Vincent-App kann ich die Zeit- und Schwellenparameter eigenständig anpassen und ebenfalls auch eigene Griffe programmieren. Um die Ansteuerung der Signale weiter zu üben lassen sich mittels der Myo-Signale spezielle digitale Tablett-Spiele von »Vincent Systems«, wie z.B. ein Autorennen steuern. Über die Zeit schulte ich selbstständig von links auf rechts um.
Nach der Amputation konnte ich meinen Master mit der Bestnote »1,0« (praktisch, theoretisch und mündlich) abschließen, habe einen großartigen Job mit noch großartigeren Arbeitskollegen am Fachbereich für Informationstechnik an der Fachhochschule Dortmund bekommen, in dem sich meine grafisch-visuelle / konzeptionelle-kommunikative Leidenschaft mit meiner Affinität zur Technik und Wissenschaft vereint. Letztlich gelang es sogar international in dem größten Wettbewerb der USA (NYX Marcom Awards) mit meiner Masterarbeit zum Lazarus Effekt einen vierfachen Sieg »2 x Grand Winner« (höchste Auszeichnung) und »2 x Gold Winner« gegen die weltgrößten Marken-Kampagnen, wie beispielsweise Ferrari, Disney, Microsoft oder Nike zu gewinnen. Das alles hätte ich ohne Dr. Aszmann, meinem Coach und OTM, meiner Familie und meine Freunden niemals geschafft und ich werde niemals meine Dankbarkeit so in Worte fassen können, dass es auch nur ansatzweise das widerspiegelt, was ich ausdrücken möchte. Ich bin ein positiver Mensch und daher weiß ich besonders zu schätzen wie viel Glück ich in meinem Leben habe.
Dieses zweite Leben möchte ich nutzen, um denen zu helfen, denen es damit nicht so gut geht.